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Hochaufgelöste Felsenbein-Bildgebung

 

Multimodale Bildgebung des Innenohres
Das Innenohr, wichtig für Hören und Gleichgewicht, ist eine der komplexesten anatomischen Strukturen des menschlichen Körpers. Trotz der winzigen Größe von nur wenigen Millimetern kann eine Störung der Innenohrfunktion - verursacht beispielsweise durch Tumore, entzündliche Prozesse, knöcherne Anlagestörungen oder die Schädigung der Hör- und Gleichgewichtsnerven - zu Hörverlust und schweren Schwindelattacken führen. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde werden in der Neuroradiologischen Abteilung Patientinnen und Patienten mit verschiedenen dieser Erkrankungen untersucht. Neben der 3-Tesla-MRT und dem neuen 7-T-Ultrahochfeld-MRT Magnetom Terra spielt hierbei die hochaufgelöste Flachdetektor-Computertomographie (FD-CT), mit der eine Auflösung von bis zu 0.08 mm –  also dem 6-fachen einer normalen CT -  erreicht wird, eine herausragende Rolle. Dabei dreht sich eine Röntgenröhre, montiert an einem Roboterarm, einmal um den Kopf der Patientin bzw um den Kopf des Patienten. Die Untersuchung selbst dauert nur wenige Sekunden, ist absolut schmerzfrei und nichtinvasiv.

Auch Tumore können zu einer Hörminderung und Schwindel, sowie einer Lähmung der Gesichtsmuskeln führen. Der häufigste gutartige Tumor, ausgehend vom für das Gleichgewicht wichtigen Anteil des 8. Hirnnerven, ist das Vestibularisschwannom. Zur Darstellung nicht-knöcherner Strukturen im Bereich des Innenohres ist eine MRT-Untersuchung die Methode der Wahl. Dank der dünnschichtigen Hochfeldmagnetresonanztomographie ist eine hochaufgelöste Tumordarstellung für eine optimale Therapieplanung möglich. 

 

Cochlea-Implantatkontrolle
Jährlich werden in Deutschland mehr als 3000 Patientinnen bzw. Patienten mit einem Cochlea-Implantat operativ versorgt, davon ca. 150 im CI-Zentrum der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik des Uniklinikums Erlangen (Stand 2018). Dabei wird ein flexibler Draht mit mehreren Elektroden zur direkten elektrischen Stimulation des Hörnervs in die Hörschnecke eingebracht, um der Patientin oder dem Patienten so ein Hören zu ermöglichen. Dabei ist es für die Hörfähigkeit und das Sprachverständnis nach der Operation von größter Wichtigkeit, dass sich das Implantat im Innenohr regelrecht „aufspiralisiert“ – also ohne Abzuknicken oder Abzubrechen. Zur postoperativen Lagekontrolle der winzigen Implantate ist deshalb eine sehr hohe räumliche Auflösung erforderlich. Mit der hochaufgelösten FD-CT lässt sich dies sehr zuverlässig kontrollieren - damit ist die FD-CT die Untersuchungsmethode der Wahl.

 

3D-Volumen-Rendering zur Cochlea-Implantat-Kontrolle
Mittels innovativer 3D-Rekonstruktionstechniken ist es uns möglich, die korrekte Lage des Cochlea-Implantats in Bezug zu den umliegenden knöchernen Strukturen des Innenohres auf einen Blick in 3D zu beurteilen und so die komplexe Anatomie und Implantatposition auch Patienten einfach und nachvollziehbar zu veranschaulichen. 

Um die Limitationen der FD-CT bei der Darstellung nicht-knöcherner Innenohrstrukturen zu umgehen, verfolgen wir bei der postoperativen Kontrolle der Cochlea-Implantate einen multimodalen Ansatz: Durch die Fusion von präoperativen, dünnschichtigen Hochfeld-MRT-Bildern mit der postoperativen Flachdetektor-Bildgebung können wir eine noch genauere Positionsbestimmung des Implantats in der Cochlea erzielen und die Unversehrtheit der Binnenstrukturen der Hörschnecke prüfen.

 

Otosklerose
Die Symptome einer Otosklerose umfassen eine zunehmende Schwerhörigkeit und Ohrgeräusche. Dabei kommt es zu einer Resorption und fehlerhaften Neubildung des knöchernen Labyrinths - und damit zu einer Fixierung der Gehörknöchelchen. Dadurch kann kein Schall mehr vom Trommelfell zur Hörschnecke übertragen werden. Mit Hilfe der FD-CT lässt sich der beginnende Knochenumbau bereits im Frühstadium zuverlässig erkennen und u.U. durch einen operativen Eingriff – z.B. den Ersatz des Steigbügels – die Hörfähigkeit wiederherstellen.

Ansprechpartner: Dr. med. Stefan Lang, Dr. med. Felix Eisenhut

Auswahl Literatur:
Struffert T, Hertel V, Kyriakou Y, Krause J, Engelhorn T, Schick B, Iro H, Hornung J, Dörfler A. Imaging of cochlear implant electrode array with flat-detector CT and conventional multislice CT: comparison of image quality and radiation dose. Acta Otolaryngol. 2010;130:443-452

Eisenhut F, Lang S, Taha L, Dörfler A, Iro H, Hornung J. Merged Volume Rendered Flat-panel Computed Tomography for Postoperative Cochlear Implant Assessment. Clin Neuroradiol. 2019 Sep 5. doi: 10.1007/s00062-019-00832-x.

Eisenhut F, Taha L, Kleibe I, Hornung J, Iro H, Doerfler A. Fusion of Preoperative MRI and Postoperative FD-CT for Direct Evaluation of Cochlear Implants : An Analysis at 1.5 T and 3 T. LID - 10.1007/s00062-019-00853-6 [doi]. (1869-1447 (Electronic)).

Stock A, Bozzato V, Kloska SP, Bozzato A, Hoppe U, Hornung J, Dörfler A, Struffert T. Evaluation After Cochlear Implant Surgery : Correlation of Clinical Outcome and Imaging Findings using Flat-detector CT. Clin Neuroradiol. 2020 Jun 15. doi: 10.1007/s00062-020-00922-1.