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Interventionelle Neuroradiologie

 

Die Neuroradiologie hat längst den Status einer diagnostischen Disziplin verlassen und bietet als therapeutische Disziplin eigene Therapieleistungen. Vor allem bei den Neurointerventionen besteht hier großer und steigender Versorgungsbedarf.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der mechanischen Thrombektomie beim akuten Schlaganfall, ein mittlerweile anerkanntes und evidenzbasiertes Behandlungsverfahren (Evidenz-Level Ia). Das neurointerventionelle Behandlungsspektrum umfasst aber weit mehr als nur die akute Schlaganfallsbehandlung. So sind die endovaskuläre Therapie zerebraler und spinaler Gefäßmalformationen (zerebrale Aneurysmen, arteriovenöse Gefäßmalformationen), die PTA/Stentimplantation bei Stenosen der supraaortalen Gefäße elementarer Bestandteil unserer klinischen Forschung.

Neben der Validierung neuer Materialen und Behandlungsmethoden liegt ein klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt auf der Versorgungsforschung mit einem Fokus auf Outcome-Analysen. Alle unsere Interventionen werden hier schon langjährig in einer umfassenden Datenbank zur Dokumentation von interdisziplinär interventionell behandelten Patientinnen und Patienten erfasst und qualitätsgesichert. Umfangreiche Fragestellungen insbesondere zur Effektivität verschiedener Interventionen können auf dieser Basis wissenschaftlich ausgewertet werden. 

So konnten wir in einer Analyse von 40 Patientinnen bzw.  Patienten mit zerebralem Aneurysma, die mit einem intraaneurysmatischen FlowDiverter (WEB-Device, flussmodelierendes Device) behandelt wurden, mittels Zeit-Dichte Kurvenanalysen zeigen, dass der hämodynamische Effekt des Devices auf einem flussdurchbrechenden Effekt beruht, wobei sich die Geschwindigkeit des aus dem Aneurysma ausströmenden Blutes am stärksten verändert.

Die Untersuchung von 81 Aneurysmapatientinnen bzw Aneurysmapatienten, die mit einem speziellen Aneurysmastent (Leo+ Baby) und Coiling behandelt wurden, zeigte, dass diese Behandlungsmethode mit speziellem Stent sicher und bei hohen Aneurysmaverschlussraten (im 6-Monats Follow-up vollständige Okklusion in 78.9%) äußerst effektiv ist.

Die 2- bis 5-Jahres Follow-Up Untersuchungen von Patientinnen und Patienten, deren Aneurysma mit einem speziellen, flussmodolierenden Stent (FRED Flow Diverter) behandlet worden ist, bestätigen die Sicherheit und Effektiviät des Devices zum endovaskulären Verschluss breitbasiger cerebraler Aneurysmen mit hoher Verschlussrate (totale und subtotale Okklusion nach 6 Monaten bei 92%) bei nur sehr geringer Wahrscheinlichkeit einer Aneurysmareperfusion und einer geringen assoziierten Morbidität von nur 3,8%.

Ansprechpartner: Prof. Dr. med. Arnd Dörfler

Auswahl Literatur:
Hölter P, Schmidt M, Breuer L, Kallmünzer B, Schwab S, Dörfler A, Engelhorn T. Endovascular treatment in patients with large vessel occlusion: reduced mortality despite minimal penumbra. Neuroradiology. 2019;61:1469-1476.

Gölitz P, Lücking H, Hölter P, Knossalla F, Dörfler A. What is the hemodynamic effect of the Woven EndoBridge? An in vivo quantification using time-density curve analysis. Neuroradiology. 2020;62:1043-1050.

Lücking H, Engelhorn T, Lang S, Gölitz P, Kloska S, Roessler K, Dörfler A. FRED Flow Diverter: A Study on Safety and Efficacy in a Consecutive Group of 50 Patients. AJNR Am J Neuroradiol. 2017; 38:596-602.

Lücking H, Struffert T, Gölitz P, Engelhorn T, Brandner S, Kuramatsu JB, Lang S, Schmidt M, Dörfler A. Stent-Assisted Coiling Using Leo+ Baby Stent : Immediate and Mid-Term Results. Clin Neuroradiol. 2020 May 8. doi:10.1007/s00062-020-00904-3.

Lang S, Rösch J, Gölitz P, Kloska S, Struffert T, Dörfler A. Comparison of Intracranial Aneurysms Treated by 2-D Versus 3-D Coils: A Matched-Pairs Analysis. Clin Neuroradiol. 2017 Mar; 27(1):43-49

Etminan N, Dörfler A, Steinmetz H. Unruptured Intracranial Aneurysms: Pathogenesis and Individualized Management. Dtsch Arztebl Int. 2020;117:235-242.